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Projekt Frühe Kindheit

 

Ausgangslage

 

Der Stadtrat hat sich für die Legislatur 2019-22 zum Ziel gesetzt, die Bereiche Kind und Jugend zu fördern. Für die Lebensphase 0 – 4 Jahre wird eine Strategie und ein Konzept erarbeitet und umgesetzt (Legislaturziel 10/1). Die politische Federführung liegt beim Ressort Bildung und Jugend, die Projektleitung beim Fachbereich Kind und Familie der Sektion Gesellschaft, Abteilung Soziale Dienste.

Mit PA 239 vom 3. Juni 2019 hat der Stadtrat untenstehende Projektphasen beschlossen:

Strategie Frühe Kindheit der Stadt Aarau

 

Im November 2019 – pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum der Kinderrechte – hat die Stadt Aarau ihre "Strategie Frühe Kindheit" verabschiedet. Darin hat sie ihre Vision formuliert, Zielgruppen und Leitlinien festgelegt und vier Handlungsfelder definiert.

 

Hier ist die vollständige Strategie Frühe Kindheit der Stadt Aarau (2019) einsehbar.

 

 

Umsetzungskonzept Frühe Kindheit der Stadt Aarau

 

Basierend auf der Strategie wurde in einem partizipativen Prozess ein "Umsetzungskonzept Frühe Kindheit" erarbeitet. Dieses wurde im September 2020 vom Stadtrat beschlossen wurde.

Das Umsetzungskonzept beinhaltet folgende Massnahmen:

1. Ausdifferenzierung eines Arbeitsbereichs "Frühe Kindheit" inkl. Koordinationsstelle

Die Stadt verankert das Thema frühe Kindheit analog zur Kinder- und Jugendförderung als Arbeitsbereich in der Sektion Gesellschaft, damit es zukünftig umfassend bearbeitet werden kann.
Der Arbeitsbereich besteht einerseits aus einer Koordinationsstelle. Diese fungiert als Kompetenzzentrum für interne und externe Akteure: Sie verfolgt den wissenschaftlichen sowie den kinder- und familienpolitischen Diskurs, vernetzt sich regional, kantonal und national, stellt die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kanton sicher, kennt die lokale Angebotslandschaft und Versorgungslage und vertritt die Anliegen des Frühbereichs innerhalb der Stadtverwaltung. Die Koordinationsstelle trägt zudem die strategische und konzeptionelle Verantwortung für die Angebote, welche ebenfalls zum Arbeitsbereich gehören: Die städtischen offenen Angebote sowie die aufsuchenden Dienste im Frühbereich.

 

2. Pilotprojekt Eltern-Kind-Zentrum in einem Stadtteil

In einem Stadtteil wird ein Eltern-Kind-Zentrum installiert und in einer zweijährigen Projektphase erprobt. Das Ziel ist, einen niederschwelligen Ort der Begegnung, Beratung, Begleitung und Beteiligung zu schaffen, welcher für Kinder von 0 – 4 Jahren und Eltern ein entwicklungsförderliches Umfeld in der Phase der ersten Lebensjahre bietet. Das Eltern-Kind-Zentrum wird von vernetzt arbeitenden Fachpersonen des Frühbereichs bespielt. Beim Abschluss des Projekts wird die Verstetigung bzw. die Ausweitung der Versorgung auf andere Stadtteile geprüft.
► Mehr dazu hier

 

3. Aufbau der aufsuchenden Arbeit ab Schwangerschaft (Einführung der Funktion "Familienlotsinnen")

Familien mit erhöhtem Unterstützungsbedarf sollen frühzeitig erkannt und passgenau begleitet werden. Dazu wird die Funktion der Familienlotsinnen eingeführt, die nach dem Modell der frühen Hilfen die (werdenden) Familien in der Zeit ab der Schwangerschaft bis zum Kindergarteneintritt beraten und konkreten Bedarf an Unterstützungsleistungen erkennen, organisieren und koordinieren. Das Projekt baut auf den Regelstrukturen des Gesundheitswesens des Frühbereichs auf und bindet diese verbindlich in die städtische soziale Arbeit sowie in das multiprofessionelle Kooperationsnetz (vgl. Massnahme 4) ein.

 

4. Aufbau und Koordination eines Kooperationsnetzes Frühe Kindheit

In der Stadt Aarau sollen die Akteure des Frühbereichs im Sinne einer Präventionskette koordiniert und partnerschaftlich zum Wohl der Kinder zusammenarbeiten. Zu diesem Zweck werden verschiedene Gefässe sowie eine städtische Netzwerkkoordination implementiert, welche die multiprofessionelle Kooperation bezüglich Familien mit erhöhten Belastungen organisiert und pflegt, sowie generell darauf hinwirkt, die bestehende Versäulung zwischen den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung zu überwinden.

 

5. Förderung kleinkinderfreundlicher Freiräume

Der Fachbereich arbeitet zudem mit dem Stadtbauamt zusammen, um im unmittelbaren Wohnumfeld die Kleinkinderfreundlichkeit zu fördern, z.B. durch die Beteiligung an den Projekten Quartierentwicklung und MONAMO sowie durch die Ausarbeitung entsprechender Instrumente.
Ausserdem werden im Rahmen des Projekts die Spielplätze auf ihre Kleinkinderfreundlichkeit untersucht und es wird unter Einbezug der relevanten Stellen ein städtisches Spielplatzkonzept erarbeitet.

 

6. Qualitätssteuerung in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung

Die Stadt macht eine Standortbestimmung hinsichtlich der Qualitätssteuerung im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Im Rahmen des Projekts liegt der Fokus auf dem Angebot der Spielgruppen. Die Qualitätssteuerung in der familienergänzenden Kinderbetreuung wird in einem separaten Prozess bearbeitet.

 

7. Inklusion im Frübereich

Die Stadt Aarau will die Inklusion im Bereich Frühe Kindheit sicherstellen. Dem Thema wird im Kontext der Massnahmen 3 und 5 besondere Beachtung geschenkt. Um die nötigen Rahmenbedingungen in der familienergänzenden Kinderbetreuung zu schaffen, geht die Stadt das Thema Inklusion stadtintern sowie in Zusammenarbeit mit dem Kanton, der Heilpädagogischen Früherziehung und den Aarauer Kindertagesstätten an.

 

EVALUATION UND Verstetigung

 

Das Projekt wurde extern evaluiert. Der Evaluationsbericht von Prof. Dr. Martin Hafen ist hier einsehbar: Evaluationsbericht von Prof. Dr. Martin Hafen von der Hochschule Luzern

Auf der Basis des Evaluationsberichts und der gemachten Erfahrung haben der Stadtrat (25. April 2022) und der Einwohnerrat (22. August 2022) die Verstetigung des Arbeitsbereichs Frühe Kindheit ab Januar 2023 beschlossen, beinhaltend eine Koordinationsstelle, die Offene Arbeit Frühe Kindheit (Familienzentren) sowie die Funktion der Familienlotsinnen.

In seinen Schlussbemerkungen kommt der Stadtrat zu folgendem Schluss:

"Mit der Verstetigung des Arbeitsbereichs Frühe Kindheit verankert die Stadt die notwendigen Strukturen, um ihre 2019 beschlossene städtische Strategie Frühe Kindheit nachhaltig umzusetzen. Sie etabliert das letzte Puzzleteil eines modernen und vorausschauend investierenden Sozialdienstes, der die präventive Begleitung der Aarauer Kinder und Jugendlichen von der Schwangerschaft und Kleinkinderzeit (Frühe Kindheit 0–4 Jahre) über die Primarschulzeit (Kinderförderung 5–12 Jahre) bis zur Jugend bzw. zum jungen Erwachsenenalter (Jugendförderung 13–18 bzw. 25 Jahre) lückenlos gewährleistet. Mit dem neuen Arbeitsbereich wird auf ein vielfach geäussertes Bedürfnis der Aarauer Familien eingegangen und in das möglichst gesunde Aufwachsen der Aarauer Kinder zwischen 0 – 4 Jahre investiert (aktuell ca. 1’300 Kinder bzw. ca. 900 Familien). Langfristig bringt dies der Stadt mehr selbständige, mündige und solidarische Einwohnerinnen und Einwohner, die in der Lage sind, am öffentlichen Leben teilzunehmen und ihr Umfeld mitzugestalten. Je früher bei der präventiven Begleitung angesetzt wird, umso mehr Wirkung zeigt sie langfristig. Durch die qualitätsorientierte Koordinationstätigkeit werden die bereits vorhandenen Angebote im Bereich Frühe Kindheit sowie die Rolle der Stadt in der Region als mitgestaltende und mitsteuernde Kraft gestärkt. Die Stadt anerkennt mit der Weiterführung des Arbeitsbereichs die Bedeutung von Familien für die Gesellschaft und erhöht die Attraktivität Aaraus als Wohnort."

 

URNENABSTIMMUNG

Am 27. November 2022 hat schlussendlich die stimmberechtigte Bevölkerung mittels Urnenabstimmung über die definitive Einführung des Arbeitsbereichs Frühe Kindheit entscheiden.

Die Abstimmungsbroschüre wurden in KW44 verschickt. 

Am Abstimmungssonntag hat das Aarauer Stimmvolk die Vorlage mit einem JA-Anteil von 67 % deutlich angenommen (3904 Ja- zu 1940 Nein-Stimmen). Die Stimmbeteiligung lag bei 42.3 %.

 

 

Ab 2023…

  • …wird es somit eine städtische Koordinationsstelle Frühe Kindheit geben, welche die Akteure vernetzt, die Anliegen der Säuglinge und Kleinkinder und ihren Familien innerhalb der Verwaltung vertritt sowie die Öffnung und qualitative Weiterentwicklung der Institutionen bzw. Schliessung von Angebotslücken auf der Basis der Strategie Frühe Kindheit unterstützt.
 
  • …sind die Familienzentren als niederschwellige Begegnungsorte und professionell geführte Anlaufstellen für Familien im Sinne einer städtischen Grundversorgung im Quartier verankert. Das Familienzentrum im Scheibenschachen wird weitergeführt, der Aufbau eines zweiten Familienzentrums im Stadtteil Telli wird in Angriff genommen und voraussichtlich im Sommer seinem Betrieb aufnehmen.
 
  • …die Funktion der Familienlotsinnen, welche anknüpfend an den Regelstrukturen des Gesundheitsbereichs Familien mit erhöhten Belastungen aufsuchend beraten und begleiten, wird definitiv eingeführt.

Die Stadt Aarau dankt allen Personen und Institutionen, welche sie auf dem bisherigen Weg unterstützt haben. Das Projekt ist deshalb gelungen, weil von Anfang an die verschiedenen fachlichen Perspektiven eingeflossen sind und die Bedürfnisse und Rechte der Säuglinge und Kleinkinder konsequent ins Zentrum der Überlegungen und Entscheidungen gestellt wurden. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit zugunsten der jüngsten Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Aarau und ihren Familien.

 

 

Kontakt Projektleitung: Mina Najdl